Natürlich nicht in der Größe – das wäre bedenklich – aber in der Breite beachtlich. So meinen manche es zumindest. Selbst realisiere ich es nur nach und nach und sehe mich selbst noch lange nicht so wie andere mich mittlerweile sehen.
Keine Sorge! Das wird kein „Wie nehme ich ab?“ oder „Schaut wie ich es machte – Mach es auch so!“ oder „So funktioniert Abnehmen 100%“ Blogpost. Wär ich schön blöd sowas anzupreisen, wenn ich selbst doch merkte das jeder einen ANDEREN Zugang zu diesem Thema hat. Anders nicht nur wie er das Thema Abnehmen, Körper, Ernährung sieht sondern auch wie der Körper unterschiedlich sein kann. Auch die Umweltfaktoren und die soziale Umgebung spielen eine große Rolle.
Man sieht, es ist viel komplexer und zu sagen „wie man es selbst machte sei richtig„, ist falsch. Da jeder sein eigenes Konzept und seinen eigenen Willen braucht für sich selbst zugeschnitten an sich selbst angepasst.
Mein Weg
Das ich mal davon erzählen kann wie ich geschafft habe, sollte ich von vorne Anfangen wie es dazu kam. Ja, es ist sehr persönlich. Es ist viel was ich nun von mir preisgebe, aber nichts was ich niemanden erzählte bis jetzt. Diejenigen die mich privat kennen und Fragten, denen gab ich ehrlich diese Antwort. Einige sprachen mich an und wollten es wissen, da sie selbst unzufrieden sind und hörten genau das selbe.
Sommer 2017 verging, ich fühlte mich nicht mehr wohl. Auf den Fotos gefiel ich mir nicht. Ich fand immer ich sehe schrecklich aus, machte meinem Mann das Leben schwer in dem ich ihm die Schuld daran gab, weil er so ungünstig fotografierte. Was er natürlich immer dementierte –und auch recht hatte-. Das Fitnessstudio das ich Herbst 2017 anfing und wirklich konsequent bis Mitte Dezember besuchte brachte -14kg, die aber schnell wieder oben waren nach dem ich mir eine untere Rückenmuskelentzündung zuzog. Diese dauerte lange zum abheilen und anfangs wurde sogar eine Eierstockentzündung vermutet. Schmerzhafte Angelegenheit.
Ich feierte im Sommer 2018 meinen 30. Geburtstag. Das geplante Abnehmen bis dort funktionierte nicht, da ich in keinen Rythmus mehr kam mit dem Fitnessstudio. Immer neue Ausreden fand ich nicht gehen zu müssen. Auch schob ich es auf die gemachten Tattoos, weil ja sonst alles schmierig wird.
Alles war doof!
Vorweg, nein zu einer OP kam es am Ende nicht-
Dezember 2018 fasste ich den Mut und erkundigte mich über Schlauchmägen und Magenbypass. Ich fragte eine Freundin darüber aus die sich einen machen hat lassen und kämpfte mit meinem Inneren. Mit meinem Mann oder anderen Freunden sprach ich bis dato nicht. Ich wollte alles alleine machen, alle Untersuchungen und Gespräche hinter mich bringen und es erst dann bekannt geben wenn alles organisiert und geplant ist. Zu große Angst hatte ich, das es mir jemand ausreden wollte.
Ich meldete mich auf Facebook in zwei oder drei Gruppen an wo es um Magenbypass, Magensleeves und generell um Magenoperationen ging. Dort verschlang ich alle Beiträge von geglückten und missglückten OPs, von Komplikationen, von hängender Haut, von Vorher und Nachher Bilder. Wie ein Schwamm saugte ich alles auf.
Am Ende machte ich mir einen Termin auf der Adipositas Ambulanz, da ich eindeutig mit meinen Maßen Adipositas II war. Ich wog 119,5kg auf 1,65m und hatte somit einen BMI von 43,9.
Ich mag Fotos von damals immer noch nicht, aber auf Fotos kann man es am besten sehen. Zahlen und Fakten zeigen meist das Ausmaß nie ganz klar. Mein Mann und Freunde sagen erschrocken heute das sie mich SO wie auf diesen Fotos nie wahrgenommen hatten. Ich mich selbst aber auch nicht.
Termin-Marathon
Bei dem Termin auf der Ambulanz musste man angeben warum man einen Eingriff möchte, was man schon alles probiert hat, wieviel das meiste war was man abgenommen hatte und welches Zielgewicht man sich Vorstellte.
Warum, war für mich klar! Ich sah keinen anderen Ausweg mehr. Es war frustrierend, das was ich abnehme kam fast doppelt wieder zurück und so hat sich das Gewicht immer gesteigert. Ich weiß gar nicht wann ich je dünn war? In der Volksschule? Seit jeher begleitet mich das Thema Gewicht und Abnahme. Ich war müde des Themas und der unzähligen Versuche die ich unternahm. Müde der unzähligen Diäten die ich probierte. Mit den Kindern nebenbei war es noch schwieriger geworden und hatte ich ja doch eine Ausrede mehr nun. Ich konnte nach der Arbeit nicht mehr ins Studio trainieren, da wir keinen Hort in Anspruch nehmen.
Ich wollte mit meinen Kindern endlich wieder mal gerne das Haus verlassen. Auf den Spielplatz toben, mit ihnen Ausflüge unternehmen und auch gemeinsam mit der ganzen Familie etwas machen. Jedoch schämte ich mich zuvor immer ein wenig und fühlte mich beklemmt, denn die Frage „Was ziehe ich an?“ war da immer sehr präsent. Wo sehe ich nicht wie ein Sack aus? Was liegt nicht so an wo ich wie eine Pellwurst aussehe? Sieht man meine dicken Arme recht?
Also machte ich Termine für ein Lungenröntgen, einen Lungen-Belastungstest, eine Magenspiegelung, ein Treffen bei einer Ernährungsberaterin und ein Treffen mit einer Psychologin aus.
Die Termine waren alle auf Anfang Jänner 2019 gelegt. Jedoch bei der Magenspiegelung am 02.01. brauchte ich Jemanden der mich bringt und holt da man ein kurzeitig wirkendes Sedativum bekommt und so musste ich es meinem Mann sagen, was ich machen will. Es war nicht leicht und es war nicht einfach. Dieser war natürlich nicht begeistert. Einerseits verstand ich ihn, andererseits war ich auch sehr traurig, ich hatte genau mit diesem Widerstand gerechnet und wollte deswegen erst am Schluss meine Familie einbinden.
Er fuhr mich natürlich dort hin und hinterfragte viele Dinge. Er brachte mich auch dazu das ich zuvor schon anfange kleinere Portionen zu Essen, als Vorbereitung auf nach der OP. Die OP sieht aber auch vor, dass man zwei Wochen zuvor ein Leberfasten macht um das Risiko zu senken und damit der Körper auch ein wenig vorbereitet wird auf leichtere Kost.
OP – Keine OP – OP – Keine OP
Alle Tests habe ich erfolgreich gemeistert und waren zufriedenstellend für die Ärzte. Ich war bereit. Bereit für einen Magensleeve. Ich entschied mich bewusst für den Sleeve, bei dem 2/3 vom Magen entfernt werden. Es war der kleinere Eingriff zum Magenbypass und der Darm blieb so wie er war bei diesem Eingriff. Ich habe ja zwei Kinder an die ich auch denken muss und da wiegte ich natürlich auch die Operationsrisiken ab.
Ein OP-Termin wurde festgelegt. Mein Mann sagte, er kümmert sich um die Kinder und steht mir bei. Ich wog mich in Sicherheit und achtete weiterhin auf meine Ernährung. Sogar ein paar Kilogramm gingen dabei verloren, ein positiver Effekt, aber die Erfahrung pochte im Hinterkopf, dass es nicht so bleiben würde, alles würde wieder kommen wenn ich diese Operation nicht mache.
Dann eine Woche vor der geplanten OP fing mein Mann wieder an dass er es für keine gute Idee hält und ob ich ihm nicht deutliche Pro’s nennen kann zu den Contra’s die er in eine Excel-Datei schrieb. Ich fühlte mich vor die Wand gefahren. Ich verschob die OP aus familiären Gründen, denn ich fühlte mich alleine, und nicht bereit das alleine zu schaffen.
Der zweite OP Termin kam näher. Ich war bereit es alleine zu schaffen. Mein Mann sagte zwar immer noch er kümmert sich natürlich um Kinder und Haushalt, aber hielt es für keine adäquate Lösung ein gesundes Organ zu verstümmeln. Doch dann fielen zwei Arbeitskollegen aus und wir waren plötzlich ziemlich am organisieren wie wir den Betreuungsstandard aufrecht erhalten können mit dem Personal, das wir zur Verfügung hatten. Dazu kam auch noch eine geplante und dringende Kur einer anderen lieb gewonnen Kollegin die zeitgleich gewesen wäre. Der Gedanken, dass ich dann 4-6 Wochen ausfallen würde, ließ mich schlecht fühlen. Es war nichts medizinisch Notwendiges. Das konnte und wollte ich meinen Kollegen nicht antun und verschob abermals die OP. Diesmal ohne fixen Termin, da ich zuvor sowieso nochmal kommen müsste in die Ambulanz bei dem längeren Abstand nun -ich hätte auf Sommer verschoben, nach dem Urlaub.
– Zu diesem Termin kam es nie! Es war nicht mehr nötig.
Wie ich es gemacht/geschafft habe:
Der Anfang war ja im Jänner 2019 wo ich auf meine Ernährung zu achten begann. Ich wog mein Essen immer ab und trug das alles in eine App ein. Von diesen Apps habe ich ein paar ausprobiert und am liebsten war mir letztendlich „Lifesum„. Es hat viele der veganen Produkte hinterlegt und das Neuanlegen, sollte einmal etwas neu sein, war einfach. Anfangs habe ich auch mein trinken mit der App kontrolliert was nach einer Zeit routinierter auch wurde. Mein Gewicht tracke ich mit „My Weight„.
Ich richtete mich an dem Wert von den Kalorien nach dem was ich wohl nach der OP essen hätte können/sollen am Tag: 1000-1400 kcal sollte man versuchen zu essen
Im Gegensatz zu der Op Variante, waren es statt den 8 kleine Mahlzeiten am Tag, 3 normale Mahlzeiten ohne Zwischenmahlzeiten wie von der Ernährungsberaterin vorgeschlagen
Ich achtete auch sehr auf meine Protein-Zufuhr! Also nicht low carb wo man auf high fat kommt, sondern das Kohlenhydrate und Fett sehr niedrig waren und dafür das Protein höher angesiedelt war.
Es war hart, es war erbarmungslos und schwierig. Ich red es gar nicht schön. „Hungergrantig“ war ich nicht zum Glück nach Aussagen meiner Familie. Auch wusste ich das es weit unter meinem Bedarfsumsatz lag und kompensierte viel mit Trinken. Ich nahm zusätzlich jeden zweiten Tag ein Vitaminpräparat aus der Apotheke und ließ dann auch in Abständen Blutbilder vom Hausarzt machen. Hunger bzw. Gelüste wurden mit Wasser und Tee gestillt; oder auch Kaffee wenn etwas mit Geschmack hermusste. Anfangs verzichtete ich auf Süßes um aus der Zuckerabhängigkeit raus zu kommen, aber danach integrierte ich mal zwei Stück Schokolade oder einen Riegel als Nachspeise zu den Kalorien.
Ich trinke 2,5-4 Liter Flüssigkeit am Tag. Zuvor kam ich meist nur auf 1/2 bis 3/4 Liter am Tag. Alkohol mied ich auch in der Hauptzeit der Abnahme. Ich war sehr konsequent und teilte meine Kalorien gut ein.
SPORT – Ja, ich fing im Jänner mit Hilfe meines Mannes auch wieder mit dem Fitnessstudio an. Wir vereinbarten das er zweimal in der Woche morgens die Kinder alleine versorgt und in die Einrichtungen bringt und ich um 6 Uhr ins Studio fahren kann um zu trainieren. Ich fing immer um 6:00/6:15 mit meinem Training an, dass ca. bis 7:20 ging. Danach duschte ich und fuhr direkt von dort weg in die Arbeit. Mein Dienstbeginn ist immer um 8 Uhr, daher geht sich das sehr schön aus.
Ich war sooooo froh, dass ich wieder etwas für mich tun konnte. Es hat mir richtig gefehlt. Zeit nur für mich, wo ich nur für mich etwas mache. Es war ein tolles Gefühl.
Der Erfolg
So kam es dann das Ende Jänner 7,6kg fehlten -ich war nicht beeindruckt, das ist eine Zahl die ich schon einmal geschafft habe und so schnell konnte ich früher nicht schauen waren die wieder drauf für normal.
Es ging jedoch weiter bergab. Ende März waren es dann schon minus 16,2kg. Wow, soviel schaffte ich noch nie aus eigenem Antrieb. ABER ich war immer noch nicht optimistisch. Es war die Zeit in der ich frustriert den zweiten OP-Termin absagte. Meine Arbeitskollegen und meine beste Freundin trösteten mich und sprachen mir Mut zu. Man sehe doch, dass es gerade funktioniert und ich werde schon sehen was es mit sich bringen würde das ich abgesagt habe.
Zu meinem Geburtstags sah ich schon komplett anders aus, als ein Jahr zuvor bei meinem 30er.
Ich hatte 32,9kg abgenommen… von Jänner bis Juli! Den BMI auf 31,8 gesenkt von 43,9. Also diese Zahl war schon mal etwas, das man sich auf der Zunge zergehen lassen konnte. Schlanker fühlte ich mich dennoch nicht. Ich trug zwar ein neues Kleid wo ich mir nun nicht wie eine Kugel vorkam, aber ich war unsicherer denn je. Mein Selbstbewusstsein nahm mit den Kilogramm genauso ab. Ich war kritischer als zuvor geworden mit mir und meinem Körper.
Ich habe dann noch weiter bis Oktober abgenommen. Danach wurde es etwas stressiger und ich war dabei es zu halten. Seit dem steht es auch. Ich bin derzeit auf ~75kg mit einem BMI von ~27,6 schwankend. Das ist noch nicht optimal, nicht mein zu erreichendes Ziel und auch erst minus ~45kg die weg sind. Kleidergrößen-technisch bin ich von 52 auf 36/38 bei den Oberteilen und 40 bei den Hosen geschrumpft.
Ja! Weiter Abnehmen ist geplant, da ich noch mindestens 5kg abnehmen will, denn -50kg klingt schöner als -45kg. Dass ich dann laut BMI immer noch nicht als Normalgewichtig erscheine ist mir vorläufig egal. Ich fühle mich gesünder, fitter und bin nun auch viel aktiver. Schlank fühle ich mich bei weitem noch nicht. In meinem Kopf wiege ich immer noch Gefühlt eine Tonne, aber es wird langsam etwas besser. Mittlerweile weiß ich, dass ich neue Sachen anprobieren MUSS, damit ich erkenne, dass sie tatsächlich passen und nicht weiter in dem Denken „da seh‘ ich aus wie ein Rollmops, da seh‘ ich unmöglich aus“ verharre.
Ich trage wieder gerne Röcke und Kleider!
Zum Glück ist Winter, da kann ich die Waden und Knie noch schön kaschieren: mit Strumpfhosen und Leggings. – Ja, ich trage nun auch lang gehasste Leggings und Strumpfhosen. Strumpfhosen!!!
Natürlich tauchte auch die Frage auf, wie sieht die Haut aus? JA, sie hängt… An manchen stellen sieht sie aus als sei sie 80 Jahre. Sie runzelt sich ein und wirft falten. ABER sie wurde nun nicht in einem Jahr so ausgedehnt, also braucht sie auch mehr als ein Jahr Zeit sich zurück zu bilden. Es wird, ich merke es langsam, dass es an manchen stellen bereits ein wenig besser wird.
Ob es noch etwas gibt was mich ganz besonders stört? Natürlich, wer hat das nicht? Meine Beine, die Haut, die Breite der Waden, u.s.w. passen natürlich nicht so sehr zu Röcken oder Kleidern, aber ich versuche dazu passend zu trainieren, mit den Übungen die mir die Trainerin in meinem Studio zeigte.
Ob ich sie operativ weg machen lasse? Ich habe überlegt, bin aber zu dem Entschluss gekommen, dass ich erst in ein oder zwei Jahren neu darüber nachdenken werde. Da hatte sie dann Zeit sich zu formen und ich Zeit, ihr zu helfen sich in Form zu bringen. – Und wer weiß, vielleicht kann ich dann mit leichtem Überschuss ja gut Leben. Wie Erfahrungen gehört der Überschuss der Haut dann zu mir?
Also Liebling, ich hab‘ mich geschrumpft!
Liebling: Ich mag dich schon immer so wie du bist, ob dick oder dünn.
… und das stimmt. Das sagte er damals schon so und sagt er heute noch so. Er findet es jedoch sehr faszinierend wo immer Knochen auftauchen und tut so als ob die nicht da waren. Dabei sind die doch schon immer da gewesen, nur etwas gepolsterter.
Ach und die Kinder? Die fanden es manchmal komisch, dass ich etwas anderes aß als sie. Aber sie finden ihre neue Mama toll, die sich auch selbst wohler fühlt. Dass ich bei mehr Aktivitäten bei ihnen nun mit machen kann: Ich weiß ich nicht ob es ihnen bewusst ist. Einen Schaden haben sie keinesfalls davon getragen, dass ich mein Leben etwas umkrempelte habe.
DANKE!!!
Ich möchte hier auch gleich noch einigen Danken, die mich immer unterstützen und auf diesem Weg begleitet haben:
– Bei meinem Mann, der gern alles kritisch hinterfragt. Auch wenn es einen mal kurzzeitig verletzt, jedoch immer für mich da ist!
– Bei meiner besten Freundin, die mich motivierte, aufbaute und bejubelte wenn ich kleine Schritte erreichte.
– Bei meiner Familie, die mich ebenfalls motivierte und animierte am Ball zu bleiben. Lob fehlte hier auch nicht.
– Bei meinen Arbeitskolleginnen, die mir immer gut zu redeten, dass alles einen Sinn habe und ich es so toll mache und schaffen werde. Vor allem einer Arbeitskollegin die mich immer dazu Zwang im Sitzen zu essen und nicht in der Teeküche stehend.
– Auch bei der Adipositas Ambulanz, die es gibt für Menschen, die nicht mehr weiter wissen. Die Termine waren der richtige Anstoß sich mit allem auseinander zu setzen und sich mit sich selbst zu beschäftigen. Zumindest für mich.
– Und natürlich bei all meinen Freunde und Bekannten, die sich mein Sudern anhören mussten und müssen.